Trommelwirbel !!! Für die letzte „Kurzgeschichte“ aus unserer Beitragsreihe über das beliebteste Haustier und sein Personal. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen. :)
„DAS MYSTISCHE UND RÄTSTELHAFTE KATZENWESEN – ODER: HILFE! MEINE KATZE SPINNT.“
Ihr erinnert euch bestimmt an die Kittengeschwister Merlin und Mim aus unserem Beitrag „Das angeblich pflegeleichteste und unkomplizierteste Haustier – oder: Das wahre Leben als Katzenpersonal“.
Stellen wir uns vor, es sind nun 5 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich Einiges getan. Das Katzenpersonal hat nicht nur Nachwuchs bekommen, sondern auch Karriere im „Nebenjob“ gemacht, Merlin und Mim sind erwachsen geworden, sind nicht mehr so tollkühn und schlafen mehr als früher. Sie sind eigen und wissen genau, was sie wollen.
Ist das Katzenpersonal außer Haus, nutzen sie die Zeit für Streifzüge durch ihr Reich. Als Kitten war das echt spannend, es gab noch viel zu entdecken, schon bald kannten sie aber jede Ecke und jeden Winkel in und auswendig, hatten bald ihre Lieblingsplätze, an denen sie auf ihren Kontrollgängen Rast oder gar ein Schläfchen einlegten. Diese Plätze haben sie sich so richtig gemütlich gemacht oder machen lassen. ;)
Besonders gern lag Merlin im Büro auf der breiten Fensterbank über der warmen Heizung. Sein Diener hatte ihm dort ein kuscheliges Kissen hingelegt, in welches Merlin mit viel Mühe eine Kuhle getrampelt hatte, in der er sich leidenschaftlich gerne zusammenrollte. Das Kissen war zwar schon in die Jahre gekommen, aber es roch so gut nach ihm selbst. Von dort aus sah er auf die Straße. Das war immer interessant, da gab es so viel zu beobachten. Besonders die Vögel im Baum hatten es ihm angetan. Er sah zudem sofort, wenn das Personal nach Hause kam. Auch, wenn das Personal am Schreibtisch saß und arbeitete, liebte er es, dort zu liegen, er genoss es einfach, in deren Nähe zu sein, schlummerte vor sich hin und wenn er dachte, das Personal bräuchte mal eine Pause, kam er über den Schreibtisch geschlichen, schmiegte sich an seinen Menschen, ließ sich streicheln und schlummerte schließlich auf dessen Beinen weiter. Als der Nachwuchs kam, wurde das Büro allerdings zum Kinderzimmer umgebaut und war ab da für Merlin und Mim tabu.
Nun sitzt Merlin vor der Tür, denkt an sein altes Kissen und die Vögel im Baum… aber das war mal… er muss eh auf Toilette, also zieht er weiter ins Badezimmer. Dass hier die Toilette steht, riecht er schon an der Tür. Er und Mim müssen sich nun eine Toilette teilen, das macht sich einfach bemerkbar. Als der kleine Erdenbürger flügge wurde, zogen ihn die Katzenklos magisch an, ständig krabbelte er dorthin und versuchte reinzuklettern. Also hatte man Eins entfernt, das Zweite durch eine geschlossene Toilette ersetzt und so gedreht, dass der Einstieg nun mit nur etwas Abstand zur Wand hin zeigt. Merlin und Mim kommen zwar problemlos rein, aber es ist nun mal nicht mehr so komfortabel, wie sie es kannten. Außerdem sammeln sich deswegen und aufgrund der stärkeren Nutzung, verstärkt Ammoniakdämpfe darin, was für die sensible Katzennase sehr unangenehm ist und ja auch nicht sonderlich gesund.
Merlin hat sein Geschäft dennoch darin verrichtet, so ist es Zeit für eine ausgiebige Katzen- wäsche. Diese zelebriert er besonders gerne am Schlafzimmerfenster, da kann er zwischendurch einen Blick in den Garten werfen und den Vögeln zusehen. Aber was ist das? Das idyllische Plätzchen ist besetzt, Mim liegt dort auf der Decke und macht ein Nickerchen. Die Decke hat sie jetzt wohl zu ihrer erklärt. Kein Wunder, sonst zog sie sich immer auf den Kratzbaum nach ganz oben zurück, von dort hatte sie einen super Ausblick, nichts, egal ob in der Wohnung oder im Garten, entging ihr. Besonders gefiel es ihr am Vormittag, wenn die Sonne genau auf diesen Fleck schien. Der Kratzbaum musste allerdings der Kinderspielecke weichen und steht mittler- weile auf der anderen Seite. Also kein Ausblick und keine Sonne mehr.
Merlin streift weiter durch die Wohnung, seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer alterna- tiven Rückzugsmöglichkeit. Während seiner Tour trifft er auf die kleine Spielmaus, die liegt aber auch den ganzen Tag nur rum, scheint schon lange nicht mehr am Leben zu sein, da sie sich nur hin und wieder bewegt und auch nur dann, wenn das Personal sie schmeißt. Er stupst sie an, nichts tut sich, also sucht er weiter nach einem neuen perfekten Plätzchen. Aber so recht behagt ihm keins, nichts kommt an sein altes Kissen im Büro ran. Da fällt ihm die Kuschelhöhle ein, wo war die doch gleich? Ach ja, die wurde entsorgt, weil sich Junior darauf übergeben hat. So lässt er sich eben doch wieder auf der Couch nieder.
Nach einigen Stunden tut sich was, Merlin und Mim wissen sofort, es sind ihre Menschen, die nach Hause kommen. Sie springen auf und rennen in Erwartung der gewohnten Willkommens-Streicheleinheit und dem üblichen „weil wir so lange weg waren“-Leckerli zur Tür. Diese geht auf und herein kommt das schwerbepackte Personal mit dem weinenden Junior. Sie sind gestresst, Junior will gewickelt, gefüttert und alles Mitgebrachte will aufgeräumt werden. Die Willkommens-Streicheleinheit beschränkt sich auf ein über-das-Köpfchen-Streicheln mit den Worten „Na ihr Beiden? Hattet ihr einen schönen Tag?“, das Leckerli wird in dem ganzen Tumult vergessen. Aber auch Merlin und Mim sind hungrig, also miauen sie so lange und nachdrücklich, bis die Näpfe endlich gefüllt sind. Es ist ihr „Lieblings„-Dosenfutter, aber frisches, kleingeschnittenes Hähnchenfleisch wäre auch mal wieder nicht schlecht, geht es ihnen durch den Kopf, das gab es schon länger nicht mehr.
Kurze Zeit später kehrt Ruhe ein, Junior schläft, das Personal hat all seine Aufgaben erledigt und genießt jetzt den wohlverdienten Feierabend vor dem Fernseher. Nebenbei wird eine Über- raschung für die beiden Fellpopos hervorgezaubert. Die Dosenöffner haben beim Einkaufen natürlich an ihre Lieben gedacht und eine Angel mit Federn mitgebracht. Für die Stubentiger ist das eine willkommene Abwechslung, sie springen den Federn hinterher und wieder zurück. Die Bediensteten scheinen jedoch sehr erschöpft zu sein, denn das Spielen ist bald beendet, sie schlafen bereits beim zweiten TV-Werbeblock ein. Die Schmusekatzen kuscheln sich ganz eng an die Schlafenden, sie lieben die Nähe und Wärme, sehnen sich regelrecht nach Berührung. Die gemeinsamen, ausgiebigen Kuschelrunden sind im Laufe der Zeit auch immer weniger geworden.
Mim würde so gerne mit dem kleinen Junior schmusen. Sie war von Anfang an ganz neugierig auf den Winzling. Und doch haben sie sich in der ganzen Zeit nicht so richtig kennengelernt. Sobald Mim in seine Nähe kommt, ist auch schon jemand zur Stelle und achtet auf Abstand, offensichtlich haben die Menschen Angst, dass Mim ihm etwas tun könnte. So gerne schussert sie den kleinen Ball mit ihm hin und her, begleitet ihn bei seinen Krabbeltouren, noch nie hat sie ihm ihre Krallen gezeigt.
Es hat sich Vieles geändert, für Merlin und Mim jedoch nicht nur zum Besseren. Ihre Lieblingsplätze sind verschwunden, ihr Reich hat sich durch geschlossene Türen verkleinert, die Toilettenzustände sind nicht gerade befriedigend, es gibt kaum noch Leckereien und die Spiel- und Schmusestunden sind ihnen viel zu wenig. In manchen Momenten fühlen sie sich regelrecht ungeliebt, gar unsichtbar und vor allem missverstanden, die meiste Zeit ist ihnen einfach langweilig. Aber jeden Abend, wenn sie mit ihren Menschen auf dem Sofa liegen, erinnern sie sich, wie sehr sie ihre Menschen doch lieben, dass diese dennoch gute Menschen sind. In ihrem Leben gibt es noch so viel Anderes, worum sie sich kümmern müssen, sie haben es nicht immer einfach, trotzallem lieben sie ihre Fellpopos, da sind sich Merlin und Mim sicher. Dennoch sind diese Zustände für die Stubentiger deprimierend.
In der darauffolgenden Zeit finden die Menschen immer neue Kratzspuren an Wänden, Türen und Schränken sowie Hinterlassenschaften außerhalb des Katzenklos. Sie wissen, dass man Katzen dafür nicht bestrafen soll. Aber was sollen sie tun? Sie haben schon häufig von derartigem Verhalten gelesen und davon, dass es gesundheitlich bedingt sein könnte. Womöglich haben Merlin oder Mim Schmerzen oder dergleichen, deshalb steht als allererstes ein Besuch beim Tierarzt auf dem Plan. Dieser kann aber nichts feststellen, Merlin und Mim sind kerngesund. Das ist natürlich beruhigend, bedeutet aber auch, dass es einen anderen Grund für ihr Verhalten gibt und diesen gilt es nun herauszufinden.
Das wird zwar eine ganze Weile dauern, die Beziehung belasten, dem Katzenpersonal wie auch Merlin und Mim noch einige Nerven kosten … schade, dass Merlin und Mim nicht sprechen können, es würde so viel leichter machen… aber sie alle werden nicht aufgeben, gemeinsam werden sie eine Lösung finden und schließlich wieder glücklich zusammenleben, ganz sicher. :)
Es mag für jeden Außenstehenden offensichtlich sein, woran es Merlin und Mim in unserer Geschichte fehlt… Ist man jedoch persönlich mit derartigen Problemen konfrontiert, erkennt man auch "Offensichtliches" leider nicht immer (sofort). Vielleicht schon allein deshalb, weil man selbst in der Situation steckt, nicht objektiv ist bzw. sein kann, sich so etwas langsam einschleicht und man keinen Zusammenhang sieht, vor allem aber auch, weil die Gründe für Kratzen, Unsauberkeit und dergleichen so zahlreich und individuell sind, wie Mensch und Katze.
Man liest häufig, Katzen wollen ihren Dosenöffner mit derartigem Verhalten zeigen, dass ihnen etwas nicht gefällt oder es ihnen nicht gut geht. Ob sie das wirklich bewusst tun, um ihre Mitbewohner auf etwas aufmerksam zu machen, wissen wir nicht. Sicher sind wir uns aber, dass sie es nicht böswillig tun, weshalb man sie auch nicht bestrafen darf. Die Katze ist gestresst und unsicher, sie leidet regelrecht. Indem sie kratzt, ihr Geschäft auch außerhalb der Toilette verrichtet, verteilt sie ihren eigenen Duft, setzt Signale, wodurch sie sich Sicherheit verschafft und sich wohler fühlt.
Wir wollen an dieser Stelle jedoch klar darauf hinweisen, dass wir keine Fachleute sind, wir sind Katzenliebhaber, leben seit über 16 Jahren mit Katzen zusammen, haben selbst schon das Eine oder Andere erlebt und durchgemacht, uns die Jahre über mit vielen Themen eingehender beschäftigt und dazu gelernt.
Den Rat eines Katzenpsychologen / einer –psychologin können und wollen wir nicht ersetzen. Es kann fatal sein, alles vielleicht noch schlimmer machen, wenn man auf eigenen Verdacht und ggf. noch anhand von Laienberichten herum probiert. Gerade was Laienberichte angeht, möchten wir betonen, dass jeder Mensch, jede Katze und jede Situation individuell und nicht pauschal auf andere übertragbar ist. Jedem, dessen Katze ein "Fehl"verhalten zeigt, empfehlen wir ausdrücklich, eine Person mit entsprechender Ausbildung hinzuzuziehen, sich nicht dafür zu schämen und vor allem nicht aufzugeben!
Damit es aber möglichst erst gar nicht so weit kommt, appellieren wir an jeden (künftigen) Katzenhalter, sich mit der Natur der Katze, insbesondere mit seiner Katze auseinanderzusetzen, sie kennen und verstehen zu lernen. Man kann sich wie seiner Katze viel Stress ersparen, wenn man ihre natürlichen Bedürfnisse, ihr Verhalten kennt und darauf eingeht.
Wir hoffen, wir können mit unseren Beiträgen näherbringen, was ein Leben mit Katze bedeutet und für eine artgerechte Haltung sensibilisieren.
Dies liegt uns sehr am Herzen, gerade, weil heutzutage die meisten Katzen in Wohnungen, also ohne Freigang leben und ihre Instinkte und Triebe dabei noch zu oft unberücksichtigt bleiben bzw. im Alltag einfach untergehen.
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Viele liebe Grüße und alles Gute wünscht euch und euren Lieben
euer mysecretcat-Team
Iris und Bernhard